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Projekt "Klimaneutrale Gewerbegebiete" gestartet

Gewerbe- und Industriegebiete nehmen in Deutschland 6.244 qkm = 18,6 Prozent der Fläche ein. 2019 zählte die Bundesregierung 62.074 Gewerbegebiete in Deutschland (Bundesamt für Statistik). An diesen Gewerbe-Standorten werden große Mengen an Energie und Ressourcen eingesetzt, um Produkte und Dienstleistungen zu erstellen. Es fließen Strom, Öl, Gas, Wasser, Rohstoffe und Produkte ins Gewerbegebiet und es entstehen – neben den gewünschten Produkten und Dienstleistungen – Abwärme, Abgase, Abfälle, Abwasser, Verkehr und in hohem Maße Treibhausgas-(THG)-Emissionen.

Aufgabe für die nachhaltige Entwicklung eines Gewerbegebietes ist es daher, nicht nur die bei Planung, Bau und Betrieb eines konventionellen Gewerbegebietes entstehenden Belastungen von Luft, Wasser und Böden deutlich zu reduzieren und dabei eine hohe Funktionalität, regionale Wertschöpfung und ein gesundes Umfeld herzustellen. Insbesondere die Energieversorgung bereits im Planungsstadium klimaneutral zu gestalten, wird zunehmend zur Aufgabe – nicht nur aus zu erwartenden gesetzlichen Bestimmungen heraus, sondern auch als einen Weg zur Unabhängigmachung von einer zunehmenden Versorgungsunsicherheit bei fossilen Energieträgern, deren steigender CO2-Bepreisung und aus einer sich abzeichnenden Wertsteigerung der Immobilie / des Gewerbebetriebes bei der Inanspruchnahme Erneuerbarer Energiepotenziale. Ein solcher ‚grüner‘ und erneuerbar versorgter Standort ist für Unternehmen und Fachkräfte zunehmend attraktiv und sorgt für ein gutes Unternehmensimage.

Die gleichen Aufgaben gelten aber zunehmend auch für Gewerbegebiete im Bestand. Die gesellschaftlich und gesetzlich verankerten Klimaziele sind nur zu erreichen, wenn auch in den Bestands-Gewerbegebieten bis zum jeweiligen Zielhorizont die Dekarbonisierung erfolgt. Im Bestand ist – ähnlich wie bei Wohnquartieren – die Dekarbonisierung oft schwieriger, da bestehende Infrastruktursysteme und Produktionsanlagen umgestellt werden müssen. Gleichzeitig weisen Bestands-Gewerbegebiete oft hohe Potenziale an Abwärme auf, deren Nutzbarmachung (oft über den Weg saisonaler Speicherung) für die Unternehmen ein bedeutendes energetisches Einsparpotenzial ausmacht.

Die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) hat die EnergieWerkStadt® eG beauftragt, eine Studie anzufertigen, die künftige Wege für die Errichtung treibhausgasneutraler und die Dekarbonisierung von bestehenden Gewerbegebieten aufzeigt. Die LEG hat seit ihrer Gründung in Thüringen äußerst erfolgreich Gewerbeansiedlungen unterstützt und Gewerbegebiete entwickelt. Sie sieht sich ebenso als künftiger Akteur im Zusammenhang mit der Transformation.

Die Studie wird die Problematik sowohl von der grundlegenden rechtlichen als auch von der technisch-planerischen Sicht aufgreifen, best practices in Deutschland sowie international beschreiben wie auch Hemmnisse bei der Dekarbonisierung und Vorschläge zu deren Beseitigung fokussieren. Anhand eines in Planung und eines in Betrieb befindlichen Gewerbegebietes in Thüringen wird modellhaft auf spezielle Standortbedingungen beim Dekarbonisierungsprozess eingegangen.

EWS-Vorstand Dr. Kersten Roselt: „Wir freuen uns über das Vertrauen, dass uns die LEG mit einer solch grundlegenden Studie entgegenbringt. Der Bedeutung und der Schwierigkeiten des Unterfangens bewusst, sehen wir gleichzeitig die Chancen einer solchen Transformation. Klimaneutrale Gewerbegebiete können eine Vielzahl von Vorteilen bieten, sowohl für Unternehmen selbst als auch im Rahmen der globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Die Umstellung ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern bietet strategischen Nutzen für Unternehmen, für die lokale Wirtschaft und das Wohlergehen der Bevölkerung in der Umgegend. Diese Studie soll aufzeigen, dass die Transformation entgegen klimaneutralen Gewerbegebieten nicht als Belastung, sondern als eine Chance und sogar als ein Standortvorteil wahrgenommen werden kann.“

(Bilder: unsplash)

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