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Pragmatischer und zielgerichteter Ansatz zur Energiewende

Die EnergieWerkStadt hat in den Thüringer Koalitionsvertrag geschaut.

 

Kein Stopp bei der Transformation - so könnte man den Thüringer Koalitionsvertrag bezüglich der Ausgestaltung der Energiewende überschreiben. Im Gegenteil, es ist von einer beschleunigten Transformation die Rede.

 

Als Ingenieure und als Berater von Kommunen und Unternehmen sind wir gespannt, welche Aufgaben und Neuausrichtungen auf uns zukommen und wie die Energiewende in den kommenden Jahren ausgerichtet wird. Daher haben wir aus unserem Blickwinkel in den Vertrag geschaut.

 

Zur Sicherung der Energieversorgung Thüringen steht eine Netz- und Speicheroffensive im Vordergrund, in der explizit die Nutzung von Pumpspeicherstandorten genannt ist. Beim umzusetzenden Energiemix steht die Geothermie ausdrücklich mit an vorderer Stelle. Die Geothermie soll mit praxisorientierter Forschung und Pilotprojekten und erleichterten Genehmigungsverfahren gefördert werden, so der Koaltionsvertrag. Vorstand Dr. Kersten Roselt: „Seit dem gesellschaftlichen Umbruch 1990 warten unsere Geologen darauf, dass die Geothermie in Thüringen eine stärkere Berücksichtigung findet. Diesem grundlastfähigen Potenzial standen immer relativ hohe Anfangsinvestitionen und die umständlichen Genehmigungsverfahren im Wege. Dieser gordische Knoten muss endlich durchtrennt werden.“ Mit Partnern und Interessenvertretern hat sich die EnergieWerkStadt in der Vergangenheit immer für die Nutzung dieses Potenzials eingesetzt (siehe Positionspapier „Mehr Geoenergie für Thüringen“)

 

Die Wärmewende in den Kommunen findet in der kleinsten Skalierung bei der Unterstützung der Haushalte im Bereich energetische Gebäudesanierung ihren Niederschlag. In der Skalierung des Quartiers bekennt sich die neue Regierung zur Förderung von Quartierskonzepten zur Energieeinsparung und Energieerzeugung und von Bioenergiedörfern mit Wärmespeicherung. „Das könnte zu einem Durchbruch insbesondere im ländlichen Raum verhelfen“, freut sich Kersten Roselt. Bis heute wird zuwenig berücksichtigt, dass der überwiegende Teil der Energiewende in der Skalierung des Quartiers (damit sind auch ganze Dörfer gemeint) stattfinden wird. Die schmerzliche Einstellung der Förderung durch die KfW Ende 2022 hat eine Lücke in die Förderkulisse gerissen:

 

Diese Lücke stellte einige Bürgermeister in Thüringen vor ein Dilemma und vor Argumentationsprobleme gegenüber ihren Bürgern, da angeschobene Prozesse plötzlich unterbrochen waren und Fördergelder bis dahin umsonst ausgegeben wurden. Die Thüringer Förderrichtlinie KlimaInvest konnte dies nur bis Ende März 2024 auffangen – wir hoffen auf deren Neuauflage. Auch im Ergebnis der Kommunalen Wärmeplanung werden die nächsten Planungsschritte in der Skalierung des Quartiers stattfinden.

 

In der kommunalen Flughöhe will die neue Landesregierung die Kommunen und ihre Stadtwerke beim Ausbau und der Finanzierung ihrer Nah- und Fernwärmeversorgung besser unterstützten – das ist ausdrücklich zu begrüßen, insbesondere auch für die kleineren Kommunen im ländlichen Raum.

 

Als äußerst positives Signal wertet die EnergieWerkStadt® eG die Unterstützung und Vereinfachung des »Energy Sharing« und der Gründung von »Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften«: „Hier liegt der Schlüssel zur Initiierung von transformatorischen Prozessen im Bottom Up. Wenn die Bürger in den Gemeinden spüren, dass sie Prozesse selbst in die Hand nehmen und davon profitieren können, kann sich das belastende Klima des ‚gefühlten Abgehängtseins‘ im ländlichen Raum Thüringens endlich umkehren in eine ermöglichte breite Bewegung zur Zukunftsfähigkeit. Dass damit noch CO2 reduziert wird, interessiert die meisten Bürger privat eher weniger, ist aber ein wesentlicher win-win-Effekt zur Erreichung der Klimaziele im Freistaat.“

 

Mit einem ‚Aha‘ quittiert die EnergieWerkStadt® eG die Absicht der künftigen Landesregierung, mit der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) klimaneutrale Technologie- und Innovationsparks entwickeln. Wie lange wird schon über klimaneutrale Gewerbegebiete gesprochen und wie wenig hat sich seither in der Umsetzung tatsächlich getan. Hier sind funktionierende Piloten wichtig, die ihre Nachahmer finden werden. Sehr wichtig, dass hier ein Anstoß gegeben wird. Die EnergieWerkStadt® eG hat selbst ein Projekt „KLING“ (Klimaneutrale Gewerbegebiete) mit der LEG initiiert, das kurz vor der Fertigstellung steht.

 

Insgesamt scheint die Koalition in Thüringen mit ihrem Koalitionsvertrag 2024 einen pragmatischen und zielgerichteten Ansatz zur Energiewende zu verfolgen, der sowohl ökologische, wirtschaftliche als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Es bleibt zu beobachten, wie im beabsichtigten Thüringer Energiegesetz diese Gedanken im rechtlichen Rahmen umgesetzt werden. Es ist an der Zeit, dass auch mehr über marktwirtschaftliche Wege nachgedacht wird. Klima und Wirtschaft müssen keine Gegensätze sein: Klimapolitik ist vor allem ein Wirtschafts- und Sicherheitsthema. Es geht um die Sicherheit unseres künftigen Wohlstands, in diesem Modell ist Platz für viele Lebensstile. Klimapolitik sollte auch ein Thema für die Konservativen sein. Es geht um das Bewahren der Schöpfung und darum, dass die Welt nicht aus den Fugen gerät. Wir brauchen endlich eine Klimapolitik für Konservative, sonst kann es die nächsten Jahre sehr bitter werden.“ (Klimaökonom Ottmar Edenhofer, Direktor des PIK)

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